Auf dem Weg zu meiner Arbeitsstätte muss ich auf den letzten Metern von einer Bundesstraße in eine recht enge steile und unübersichtliche Straße einbiegen. Ich fahre dort immer recht langsam hinein, da diese Straße auch von einem Schulbus genutzt wird und ich dem nicht vor die Haube kommen möchte. Durch das langsame einfahren kann man sehr gut beobachten, was sich am Rand dieser engen Straße so alles tut. Im Laufe dieses Sommers ist mir sehr häufig eine junge Mutter mit ihrem vielleicht gerade einem Jahr alten Kind aufgefallen, die dort immer auf einer Mauer saß. Ich kann nicht sagen, wann ich sie das erste Mal dort sitzen saß, aber es muss etwa im Juni oder Juli gewesen sein. Manchmal sah ich auch den Vater - ich vermute jedenfalls, dass er es ist. Jedenfalls sah ich diese drei Personen dort des öfteren. Wenn ich überhaupt darüber nachgedacht habe, dann dachte ich meistens, wie schade es ist, dass diese junge Familie scheinbar keinen eigenen Balkon oder sogar Garten hat, dass wäre für das Kind - zumindest in der Zukunft - viel schöner. Aber auf dem Hof, an den diese Mauer grenzt, kann man als Kind auch gut spielen.
Heute morgen ist mir auf dem Hof ein Mülleimer auf einer Art Kommode aufgefallen. Worauf er letztlich stand, konnte ich nicht genau erkennen. Ein wenig verwundert fuhr ich daran vorbei und sah noch etwas, was ich nicht genau erkannte, das mich aber verwirrte. Heute auf dem Rückweg von der Arbeit saßen die drei wieder auf der Mauer. Und ich erkannte, was mir am Morgen noch verborgen blieb. Das, was ich gesehen habe, waren Matratzen. Eine auf dem Boden liegend, eine andere als eine Art Dach. So wie spielende Kinder sich eine Höhle oder eine Bude bauen würden. Was mir den ganzen Sommer nicht in den Sinn kam ist, dass diese Familie nicht nur keinen Balkon oder Garten hat. Sie hat auch keine Wohnung. Sie leben in dieser zwei-Matratzen-auf-dem-Hof-Welt. Die Mülltonne ist ein kleiner Plastikmülleimer auf einer Kommode. Das alles kam mir in den Sinn, als ich fast schon zu Hause war.
Ich habe seitdem versucht mir vorzustellen, wie man sich in einer solchen Situation fühlt. Ich glaube nicht, dass ich mir das vorstellen kann, aber ich denke, dass ich das Gefühl wohl annähernd aus einem Traum kenne, den ich vor wenigen Jahren hatte. In diesem Traum war ich wieder in der siebten Klasse an meiner Schule. Ich musste dringend auf die Toilette, doch die einzige Toilette stand mitten auf dem Schulhof. Und die Pause ging nicht zu Ende, so dass ich sie letztlich benutzte. Dieses Gefühl des so-sehr-beobachtet-sein bei einer Sache, die in der Regel nicht in aller Öffentlichkeit geschieht wirkte sehr beklemmend auf mich.
Und ich denke so ein Gefühl - wahrscheinlich aber viel stärker - hat auch diese Familie, deren einziger Ort der Privatsphäre innerhalb der zwei Matratzen liegt. Und selbst dort könnte jeder, der vorbeigeht, ihren Gesprächen lauschen.
Ich denke darüber nach, ob sie darüber nachdenken, wie sie sich ihr Leben eigentlich vorgestellt haben. Als sie sich kennen lernten. Als sie ein anderes zu Hause hatten. Wie sie sich auf die Geburt gefreut haben und was sie ihrem Kind im Leben bieten wollten. Und wie sich dann alles entwickelt hat, wie es jetzt ist.
Vielleicht habe ich die Situation auch vollkommen falsch identifiziert, aber ich glaube, ich liege richtig. Und ich weiß, ich werde heute nicht gut schlafen. Und ich weiß, ich werde heute einen Schlummertrunk zu mir nehmen.
Heute morgen ist mir auf dem Hof ein Mülleimer auf einer Art Kommode aufgefallen. Worauf er letztlich stand, konnte ich nicht genau erkennen. Ein wenig verwundert fuhr ich daran vorbei und sah noch etwas, was ich nicht genau erkannte, das mich aber verwirrte. Heute auf dem Rückweg von der Arbeit saßen die drei wieder auf der Mauer. Und ich erkannte, was mir am Morgen noch verborgen blieb. Das, was ich gesehen habe, waren Matratzen. Eine auf dem Boden liegend, eine andere als eine Art Dach. So wie spielende Kinder sich eine Höhle oder eine Bude bauen würden. Was mir den ganzen Sommer nicht in den Sinn kam ist, dass diese Familie nicht nur keinen Balkon oder Garten hat. Sie hat auch keine Wohnung. Sie leben in dieser zwei-Matratzen-auf-dem-Hof-Welt. Die Mülltonne ist ein kleiner Plastikmülleimer auf einer Kommode. Das alles kam mir in den Sinn, als ich fast schon zu Hause war.
Ich habe seitdem versucht mir vorzustellen, wie man sich in einer solchen Situation fühlt. Ich glaube nicht, dass ich mir das vorstellen kann, aber ich denke, dass ich das Gefühl wohl annähernd aus einem Traum kenne, den ich vor wenigen Jahren hatte. In diesem Traum war ich wieder in der siebten Klasse an meiner Schule. Ich musste dringend auf die Toilette, doch die einzige Toilette stand mitten auf dem Schulhof. Und die Pause ging nicht zu Ende, so dass ich sie letztlich benutzte. Dieses Gefühl des so-sehr-beobachtet-sein bei einer Sache, die in der Regel nicht in aller Öffentlichkeit geschieht wirkte sehr beklemmend auf mich.
Und ich denke so ein Gefühl - wahrscheinlich aber viel stärker - hat auch diese Familie, deren einziger Ort der Privatsphäre innerhalb der zwei Matratzen liegt. Und selbst dort könnte jeder, der vorbeigeht, ihren Gesprächen lauschen.
Ich denke darüber nach, ob sie darüber nachdenken, wie sie sich ihr Leben eigentlich vorgestellt haben. Als sie sich kennen lernten. Als sie ein anderes zu Hause hatten. Wie sie sich auf die Geburt gefreut haben und was sie ihrem Kind im Leben bieten wollten. Und wie sich dann alles entwickelt hat, wie es jetzt ist.
Vielleicht habe ich die Situation auch vollkommen falsch identifiziert, aber ich glaube, ich liege richtig. Und ich weiß, ich werde heute nicht gut schlafen. Und ich weiß, ich werde heute einen Schlummertrunk zu mir nehmen.
iatbe - am Mittwoch, 8. September 2004, 20:37 - Rubrik: Der Alltag
iatbe meinte am 11. Sep, 12:03:
immerhin
Das Kind ist älter als ich dachte und gehört wohl nicht zur Familie.