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Das "Unwort des Jahres 2004" lautet Humankapital (degradiert Menschen zu nur noch ökonomisch interessanten Größen).

Aber was soll das eigentlich, Unwort des Jahres? Darf man Wörter des Sprachgebrauchs als Un-Worte (und somit als Missbildungen) darstellen? Oder sind ihr Gebrauch, ihr bloßes Aussprechen und ihr Sinn - zumindest global - getrennt zu betrachten? Für viele Wörter einer Sprache gilt es immer auch den Kontext (zeitlich, sozial, politisch, ...), in denen sie gesprochen werden zu berücksichtigen. Sollte man deshalb Wörter als Bestandteil der Kultur und der (sogenannten) Zivilisation einer Nation immer sozusagen mit Achtung betrachten und entsprechend würdigen? Wenn man es genau betrachtet, ist es dann nicht wunderbar, wenn eine Sprache sich auf vielfältigste Art und Weise ausdrücken kann? Oder ist auch hier eine zumindest mahnende Aufsicht erforderlich, die gegebenenfalls Einhalt gebietet (oder wenigstens aufschreit) wenn ein Wort in Laut und Kontext hässlich ist? Wäre sie zentral/staatlich organisiert, dann sicher Nein. Eine Jury, die über Vorschläge aus der Bevölkerung entscheidet, kann ich aber akzeptieren. Aber wie "richtig" oder "falsch" können diese Rügen sein? Betrachte ich einmal Luftverschmutzungsrechte (nicht nur ökologisches Unding, das Wort trägt vielmehr auch dazu bei, "Treibhausgasemissionen" für unbedenklich zu halten, weil ihr Handel rechtlich geregelt wird) als weiteres gerügtes Unwort 2004 und Abweichler (Diskriminierung von Bundestagsabgeordneten, die Gewissensentscheidung über Fraktions-/Koalitionszwang stellten) als weiteres gerügtes Unwort 2003: bei den Luftverschmutzungsrechten kann und will ich bedenkenlos nicken, dieses Wort ist wirklich pervers. Niemand hat das Recht, die Luft von fast sechs Milliarden Menschen zu verschmutzen, wenngleich wir es unaufhörlich tun. Das dieses nicht-existente Recht nun auch noch veräußert werden kann... Wer als Bundestagsabgeordneter einen "Abweichler" nicht wegstecken kann, der hat im Bundestag ohnehin nichts verloren. Und dass der oft zitierte und offiziell nicht existierende Fraktionszwang in vielen Dingen eine allzu entscheidende Rolle spielt ist ebenfalls hinlänglich bekannt. Somit hätte ebenfalls der "Warmduscher" (diskriminierender Sprachgebrauch von vorwiegend Jugendlichen gegenüber männlichen Mitmenschen, die offen über ihre Gefühle/Emotionen reden) gekürt werden können – beides keine glückliche Wahl, wie ich finde. Genau genommen weiß ich einfach nicht, was ich von einer solchen Wahl halten soll; sie hat sowohl positive als auch negative Aspekte. Eine Institution in der die Sprache zumindest reflektiert wird scheint mir jedoch lohnenswert.
 

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