Der Alltag
Die Dritte
Fragmenter av en Fortid
Im Buero
In der Hitze der Nacht
Musik
Projekte
SPAM
Studium
Tondokumente
Ueberhaupt und ausserdem
ZAP
zu Hause ist...
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon

 
In dem Augenblick, in dem ich langsam rüber ziehe und dabei nach links schaue, sind meine Gedanken: das ist jetzt nicht wahr. Der Mazda ist neben mir und alles läuft für kurze Zeit ab wie in Zeitlupe. Das Geräusch von Metall auf Metall, ein Ruck, ich bremse und bleibe stehen. Die Musik läuft kilometerweit entfernt weiter, scheint im Gegensatz zu den Autos die Fahrt fortgesetzt zu haben. Der Motor läuft, ich sehe den ersten Unfallzeugen einfach weiterfahren. Ein dunkler Golf IV. Ein zweiter hält kurz an, setzt dann seine Fahrt fort und ich denke noch immer: das ist jetzt nicht wahr. Ich schaue nach links, wo der Mazda ein Straßenschild mitgenommen hat und mit der Front auf der hinteren Seite eines Straßengrabens liegt, der ein Feld umschließt wobei das Heck noch auf der vorderen Seite des Grabens steht. Keine Schmerzen, der Mazda hat mich nicht voll erwischt, wohl weil er ausgewichen ist und ich auch. Nach vielleicht fünf Sekunden - die mir wie fast fünf Minuten vorkamen - befürchte ich, dass der Fahrer oder die Fahrerin des Mazda vielleicht weniger Glück hatte. Ich schalte in einer Bewegung mit der rechten Hand den Warnblinker ein und mit der linken das Licht aus (das genau genommen ohnehin aus war weil ich ausnahmsweise ohne Licht fuhr, ich habe es stattdessen eingeschaltet, da ich sonst immer mit Licht fahre und in dem Augenblick nicht merkte, dass ich den Schalter in die Einschaltrichtung bewegt habe). Dann schalte ich den Motor ab, ziehe den Schlüssel und öffne die Fahrertür. Es bleibt bei einem Versuch, die Tür geht gerade soweit auf, dass ich der Warnton erklingt, der mir sagt, dass ich vergessen habe das Licht auszuschalten. Ich habe es auf eine Folge des Unfalls geschoben, bemerke dass ich mit meinem Wagen auf der linken Fahrbahn der Straße stehe, die ich gerade als Linksabbieger verlassen wollte. Ich klettere auf die Beifahrerseite und steige dort aus. Dabei sehe ich den Fahrer des silberfarbenen BMW, von dem ich zunächst dachte, dass er sich wie der dunkle Golf aus dem Staub macht. Er kommt zu Fuß zurück, hat irgendwo anders geparkt. Mein Blick wandert zum Mazda, aus dem eine junge Frau (in etwa mein Alter, etwas älter vielleicht) aussteigt. Sie ist aufgeregt, rennt ums Auto (wie auch immer sie überhaupt aus über dem Graben aussteigen konnte ohne zu fallen), reißt die Tür hinten rechts auf und holt ein höchstens zwei Jahre altes Kind heraus; jetzt wusste ich auch, wie sie das Auto so schnell verlassen konnte. Das Kind ist vollkommen unverletzt, die Frau auch, sie weint aber - ganz im Gegensatz zu dem Kind, das völlig ruhig ist, so als ob es süß geschlafen hätte und dies vielleicht für einen seltsamen Teil des gerade noch erlebten Traums hält. Die Lethargie, die mich bis dahin gefesselt hilet, legt sich; alle sind unverletzt, davon habe ich mich durch mehrfaches Nachfragen überzeugt. Ich greife in die Tasche, hole mein Mobiltelefon heraus und rufe die Polizei. Danach gebe ich ihr das Telefon, da sie ihre Eltern anrufen möchte. Der Zeuge kommt hinzu (er ist vielleicht zwei oder drei Jahre jünger als ich), vergewissert sich ebenfalls, dass niemandem etwas passiert ist und schlägt dann vor, Warndreiecke aufzustellen. Zwischenzeitlich sind einige Fahrradfahrer hinzugekommen, die ebenfalls Hilfe anbieten oder doch wenigstens ihre Neugier befriedigt wissen wollen. Die meisten Autos winke ich weiter, sie gaffen bloß. Später rufe ich noch den ADAC, frage meine Unfallgegnerin - die scheinbar unter Schock steht - nochmals ob es ihr und dem Kind wirklich gut gehe und ob ich auch für sie einen Abschleppdienst organisieren soll. Sie verneint die Frage nach dem Abschleppdienst, bejaht jene, ob es ihr und dem Kind gut ginge, sitzt mit den Nerven am Ende in der Hocke und klammert sich an das Kind. Dann stellen der Zeuge und ich je ein Warndreieck in beider Fahrtrichtungen auf; wir befinden uns in einer abschüssigen und leicht kurvigen 100 km/h Zone und wollen weitere Risiken minimieren. Fast fünfundzwanzig Minuten haben wir dann auf die Polizei gewartet.
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma