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Ich gehe in den Keller um die zwei leeren Flaschen Barre wegzubringen, die eh schon scheiße geschmeckt haben. Auf der Hälfte der Treppe sehe ich plötzlich den Keller wie er früher war. Er ist dunkel, wirkt unheimlich, es gibt überall Spinnennetze und deren Bewohnerinnen. In Gedanken sehe ich wieder die alten Holztüren mit der altertümlichen Türklinkenkombination. Die haben immer geklemmt, ich hab sie immer nur schwer aufbekommen. Ich sehe das Regal sich ausbreiten im Vorratskeller. Die eingemachten sauren Kirschen von '82 bis '84 in Augenhöhe vor mir. Für kurze Zeit wirkt all dies, ich bin zurück in der Zeit. Alles ist wieder gut, die kleine eigene Welt in Ordnung und heil, die größte vor mir liegende Schwierigkeit wird eben jene schwer zu bedienende Türklinkenkonstruktion, im Halbdunkel bei wachsender Panik vor der Angst zu öffnen und die Bierflaschen... ach ja, die Bierflaschen. Das Jahr 2003 hat mich wieder und im Gegensatz zu '85 bin ich mir sicher, dass der Schrecken echt ist. Und ich stelle mir immer die Frage, ob ich auch mal jemandem einen Keller bieten kann. Und ob ich ihm die Angst vor der Dunkelheit als größte Angst bieten kann. Aber IMMER und IMMERZU frage ich mich, ob ich nicht genau so bin??? Ob nicht auch ich mich plötzlich für mich entscheide??? Ob ich mich dann verpisse und die Schnauze voll habe?!? Tschüss, ich geh jetzt, Du hast ja noch einen Keller voll Erinnerung. Ich habe Angst vor mir und ich verabscheue den Gedanken an diese Tat. Ich habe Angst vor meiner Rebellion, meinem Kampf nach Ich-sein-können. Ich habe Angst, weil ich vielleicht diesen Kampf schon gewinne. Ich möchte demütig und dankbar mein Leben leben, doch ich weiß, ich werde explodieren. Vor Angst, vor Wut, vor Trauer und Schmerz. Weil mich keiner hört und weil ich stumm bin. Wieso kann ich nicht wieder klein, jung, naiv und so glücklich sein, wie ich es war? Warum musste all dies sterben und warum kann ich's nicht verstehen? Was gäb' ich für einen Tag, den ich wirklich unbeschwert genießen könnte! Es bleiben mir aber immer nur die zwei Sekunden.


[Oktober 2003]
 

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