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Jonathan erlebte fast sein ganzes Leben als Schmerz. So fasste er eines Tages den Schluss, fortan ohne seinen Schmerz zu leben. Er sprach: "Schmerz, ich werde mein Leben von nun an ohne dich leben. Verlasse mich, ich befehle es dir!" Bald darauf begann es in Jonathan aufzuwallen. Jonathan wurde übel und Ekel überkam ihn. Ekel vor seinem Schmerz, der ihn schon so viele Jahre peinigte. Dann musste er sich übergeben. Er krümmte sich vor Schmerz, sank auf die Knie und übergab sich fortwährend. Zu erst dachte Jonathan, dass der Schmerz ihn jetzt töten würde, doch nach einer Weile bemerkte er, dass, je länger er sich übergab, der Schmerz nachließ. Er konnte fühlen, wie der Schmerz seinen Körper verlässt. Nach zwei Tagen und zwei Nächten, in denen er kniete und sich übergab, verließ ihn der Schmerz endgültig. Jonathan verspürte keine Übelkeit und auch keinen Schmerz mehr. Er war sehr erschöpft aber glücklich. Er weinte einen weiteren Tag und eine Nacht vor Glück. Schließlich bekam er Hunger. Dies sollte ein Festmahl werden und er bestellte beim Wirt vielerlei deftiges. Als er eine Hähnchenkeule aß, biss er auf den Knochen und ein Splitter bohrte sich in sein Zahnfleisch. Da war er wieder, er hatte den Schmerz mit dem Essen wieder hineingelassen. Der Schmerz höhnte: "Du kannst mich nicht abschütteln, ich bin überall. Ich verstecke mich im Essen und ich komme heraus, wenn es mir gefällt!" Da war Jonathan wieder sehr traurig. Seine Sinne waren hin- und hergerissen. Einerseits wollte er den Schmerz immer noch aus seinem Körper verbannen, aber andererseits ist die Befreiung von großen Qualen begleitet. Dann fasste er sich ein Herz und sprach abermals: "Schmerz, ich werde mein Leben von nun an ohne dich leben. Von nun an will ich nichts mehr essen, auf dass du mich nicht wieder überlisten kannst. Verlasse mich, ich befehle es dir!" Wiederum wurde Jonathan sehr übel und wieder musste er auf die Knie nieder während er sich schmerzvoll übergab. Er übergab sich drei Tage und drei Nächte, ehe der Schmerz abermals seinen Körper verließ. Wieder war Jonathan hiernach sehr erschöpft, trotzdem auch sehr glücklich. Er hatte den Schmerz ein zweites Mal besiegt und würde ihn nicht wieder durch einen dummen Fehler herein bitten. Wieder bestellte er beim Wirt, dieses Mal keine Speisen sondern nur einen Krug Bier. Als der Wirt das Bier brachte und ein Prosit wünschte, sprach Jonathan: "Nein, ich will vorsichtig sein. Kein Bier. Bitte nur eine Karaffe Wasser für mich. Das Bier spendiere einem anderen." Der Wirt befolgte Jonathans Worte und brachte ihm eine Karaffe Wasser und einen Becher. Jonathan goss sich ein und trank, er hatte großen Durst. Bald war sein Becher dreimal leer und wieder aufgefüllt. Beim vierten Becher bemerkte Jonathan, dass das zu kalt war, um es so schnell zu trinken. Doch sein Bauch begann bereits zu schmerzen. Da höhnte der Schmerz erneut: "Du kannst mich nicht abschütteln, ich bin überall. Ich verstecke mich im Essen und ich verstecke mich im Wasser und ich komme heraus, wenn es mir gefällt! Ich gehöre zum Leben und ich gehöre zu dir. Du kannst mich nicht ablegen." "Nein", schrie da Jonathan. Er stürzte aus dem Gasthaus und lief nach Hause. Dort rief er aus: "Schmerz, ich werde mein Leben von nun an ohne dich leben. Von nun an will ich nichts mehr essen und auch nichts mehr trinken, auf dass du mich nicht wieder überlisten kannst. Verlasse mich, ich befehle es dir!" Wieder sank Jonathan auf die Knie. Dieses Mal übergab er sich vier Tage und vier Nächte, ehe der Schmerz von ihm abließ. Er war erschöpfter als die beiden Male zuvor, aber auch glücklicher. Er hatte den Schmerz ein drittes Mal besiegt. Er würde jetzt noch sorgfältiger darauf achten, dem Schmerz nicht wieder die Tür zu öffnen. Sein Magen knurrte vor Hunger und sein Mund war trocken vor Durst. Doch er zwang sich, nicht nachzugeben und so dem Schmerz weiter keine Gelegenheit zu geben, wieder hinein zu gelangen. So lebte er zwei Tage lang glücklich und ohne Schmerzen. Am dritten Tag wusste er vor Hunger und Durst nichts anderes als hinaus spazieren zu gehen, um sich abzulenken. Es war Sommer und viele Blumen und Bäume standen in Blüte. Einige davon kitzelten Jonathan in der Nase und er begann zu niesen. Er nieste und nieste und konnte nicht wieder aufhören. Nach einer Weile bemerkte er, dass ihm vor lauter niesen schon der Kopf schmerzte. Da höhnte der Schmerz wieder: "Du kannst mich nicht abschütteln, ich bin überall. Ich verstecke mich im Essen und ich verstecke mich im Wasser und ich verstecke mich in der Luft und ich komme heraus, wenn es mir gefällt! Ich gehöre zum Leben und ich gehöre zu dir. Du kannst mich nicht ablegen." "Doch!", erwiderte Jonathan wütend. "Ich kann! Ich habe dich dreimal besiegt, ich werde dich auch noch einmal besiegen. Und wieder und wieder, wenn es sein muss!" Der Schmerz antwortete nur: "Ich bin im Essen, ich bin im Wasser und in der Luft. Ich bin überall, ich bin das Leben, ich bin DU! Was willst du dagegen machen? Du kannst mich nicht ablegen. Willst du denn aufhören zu atmen, damit du mich nicht mehr über die Luft in dich aufnimmst? Dann käme ich alsbald zu dir, wenn du mit dem Tode ringst. Du wirst dich winden vor Hunger, Durst und im Kampf gegen den Atem. Und ich werde da sein und dich in Empfang nehmen. Ich bin überall, du kannst mich nicht ablegen. Ich bin das Leben!" Da verzweifelte Jonathan abermals, denn er erkannte, dass er den Schmerz nicht ablegen konnte. Er weinte und er schrie. Fünf Tage und fünf Nächte lang. Am sechsten Tag kam er zu sich. Er beschloss, sich damit abzufinden denn er wollte sein Leben nicht als Preis dafür zahlen, den Schmerz abzulegen. Dies aber erkannte der Schmerz. Jonathan fühlte in seinem Leben weiterhin viel Schmerz, doch er hatte seinen Frieden mit ihm gemacht. Er wusste, er kann ihn nicht ablegen und akzeptierte ihn als Bestandteil seines Lebens. Im Gegenzug war der Schmerz oft nach kurzer Zeit wohltuend und reinigend. Jonathan empfand ihn nicht mehr als abwerfenswerte Last.

Die wie komme ich zum Bahnhof-Werbung der Post ist doch eine glatte Lüge. Die Anzahl der aufgezählten Postkästen trifft vielleicht gerade auf eine Stadt wie Berlin zu. Und dass das Filial-Netz noch grobmaschiger geworden ist, dürfte auch schon aufgefallen sein. Überhaupt finde ich die Regelung unpassend. Ich denke mich mal in einen Postbankkunden... Die Wahrheit ist dann doch folgende:
Postbankkunde: "Ich hätte gerne ein Pfund Gehacktes, eine Leberwurst grob und dreihundertfünfzig Euro. In nicht zu großen Scheinen bitte."
Fleischereifachverkäuferin:" Gern! Darf's auch ein wenig mehr sein?" Ja nee, ist klar.
In Wirklichkeit werden doch die Verträge mit Drogerien, Bäckereien oder sonstigen Postfilialen mehr und mehr gekündigt - entweder von der Post oder vom Lizenznehmer - und Oma Änne muss mit dem Rad erst einmal sieben Kilometer ins nächste Dorf. Gut, jetzt muss Oma Änne sicher nicht jeden Tag zur Post. Aber wenn, wird doch versucht ihr einzureden, die Post sei gleich um die Ecke, ja dass sie (Oma Änne) sich vor Präsenz kaum retten kann. Das ist aber gelogen.

Das ist heute in der Vorlesung fast alles Wiederholung. Ich drohe abzuschweifen. Meine Konzentration ist im Pool eh immer schlecht, da wir hier während der Vorlesung surfen können. Aber wenn der Stoff auch noch bekannt ist, den der Dozent vermittelt... anstrengend, aufzupassen.

Wenn ich mich nicht täusche, dann sind die weiteren Staffeln von DSDS, Star Search und weiß-nicht-was wohl keine so großen Erfolge mehr. Zumindest geistert kein Name eines Irgendwer durch die Medien als sei es der Entdecker der Weltformel - was war das für eine riesen Story, als D.K. in einen Gurkenlaster gecrasht ist. Weltgeschichte.
Doch wem da jetzt die Hoffnung keimt, das TV-Programm würde dadurch etwa besser, der hat die Rechnung ohne die Einfallslosigkeit gemacht. Es gibt jetzt nämlich Shows, in denen müssen Prominente Worte buchstabieren. Uiuiui, das fesselt an den Sessel, ein echter Straßenfeger. Meinen herzlichesten an den Erfinder dieser Show, er muss in den zweiundvierzig Sekunden, in denen er die Idee formulierte, einen regelrechten Kreativitätsorgasmus gehabt haben. Mich hat er (oder sie, spielt ja keine Rolle) jedenfalls inspiriert. Ich werde demnächst mit Pseudo-Prominenten-Ecken-Rechnen meine eigene Show machen. Das Format wird noch billiger, die Spiele noch packender und die Gäste noch illustrer.

Nachts. RTL 2 Nachrichten. Moderation: Patrick Lindner ihr sein Bruder.

Da meine Schwester heute Konfirmation hatte, bin ich auch mal wieder in der Kirche gewesen. Ist ja schon seltsam der Laden. Vorne steht der Pastor und die Gemeinde dröhnt meditativ mit (dröhnen deshalb, weil die Männerstimmen überwiegend waren) - zumindest beim Gesang und Gebet. Bei beidem habe ich mich vornehm zurück gehalten. In gewisser Weise kann ich nachvollziehen, warum das für manche Menschen eine Anziehungskraft hat. Es vermittelt durchaus ein Gefühl von Gemeinsamkeit, Stärke und Trost, ja sogar Geborgenheit. Mir gibt das aber alles nichts. Ich kann mir immer nur schwer vorstellen, dass, wenn der Pastor vorne erzählt, er das auch selber alles ernst nimmt und glaubt. Das widerstrebt meinen Überzeugungen. Um mich halbwegs frei von unnötigen Vorurteilen zu halten (was ich für vollkommen unmöglich halte), überarbeite ich meine wesentlichen Einstellungen und Denkweisen einigermaßen regelmäßig. Da die Konfirmation mit einem Abendmahl verbunden war, hatte ich heute über zwei Stunden Zeit, genau dies zu tun. Ich habe meine Einstellung gegenüber der Kirche und gegenüber dem Glauben überdacht. An dem meines Erachtens am besten dafür geeigneten Ort. Mit dem Glauben ist das immer so eine Sache. Ich sehe durchaus die mögliche Trennung von Kirche und Glauben. Da hier aber beides zusammen traf, habe ich beides im engsten denkbaren Zusammenhang überdacht; jedes für sich wäre jeweils noch einmal ein völlig eigenständiges Thema. Mein Schluss aber war, dass ich mich weiterhin nicht mit der Kirche und dem Glauben an Gott anfreunden oder gar identifizieren kann. Mir scheint diese Sache in gewisser Weise eine Flucht aus dem Leben (positiv formuliert lautete der Satz wohl Hilfe für das Leben). In dem Glauben an die Erlösung und des weiteren (ich will hier nicht alle Formeln aufsagen) stärkt sich der Glaubende sicher auch für den Alltag. Aber er schafft sich auch eine Fluchtmöglichkeit, er kann bei Bedarf sagen: das ist Gottes Wille. Das macht es an vielen Stellen einfacher, mit der Wirklichkeit auszukommen. Es nimmt aber auch die Notwendigkeit, sich schwierigen Situationen zu stellen. Jeder der glaubt, kann das gerne tun. Ich glaube nicht, weder an die Kirche, noch an (irgendeinen) Gott.
Die Jugendarbeit, für die die Kollekte heute bestimmt war, unterstütze ich jedoch, denn da sehe ich einen Sinn der modernen Kirche. Eine sozusagen über-soziale Einrichtung. Weitgehend unpolitisch (zumindest der Definition nach) und menschlich (zumindest dem Anspruch nach).
Der Pastor sprach gegen Ende der Feierlichkeit noch den Segen und gab im Anschluss der Gemeinde Gelegenheit, im Stillen Worte an Gott zu richten. Ich ertappte mich beim Gedanken und wenn's Dich doch gibt, nimm's leicht. Seltsam, wie sehr ich trotz aller Überzeugung doch in der ganzen Sache verwoben bin. Man ist eben doch das Kind seiner Eltern. Aber dennoch glaube ich an keinen Gott.

Ein Parkplatz. Es wird ein Parkplatz. Wie schnöde. Und so unspektakulär. Da denkt man wieder wer-weiß-was und dann basteln die bloß tagelang einen Parkplatz.

Hab heute den ganzen Tag gegammelt. Und gleich gammel ich weiter.

 

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