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Am 13. Juni ist dieses Jahr Europawahl. Mir wird mal wieder die zweifelhfate Ehre zuteil, als Wahlhelfer, namentlich als Schriftführer, aktiv dabei zu sein. Gar mittendrin statt nur dabei. Aber was heisst das, abgesehen vom ungesund frühen Aufstehen am Sonntag, für mich? Schauen wir doch einmal auf die letzte Europawahl (1999).

Die Wahlbeteiligung lag bei mageren 45,2 % - also nicht einmal jeder zweite Wahlberechtigte hatte es nötig, abzustimmen. Bedenkt man die weitere Eskalation der "mir-doch-egal-Haltung", so rechne ich mal optimistisch mit vielleicht 40% Wahlbeteiligung dieses Jahr. Es verspricht also nicht gerade ein stressiger Sonntag zu werden. Im Gegenteil, ich werde mir Krieg und Frieden als Lektüre für zwischendurch einpacken - und vielleicht noch ins Platt übersetzen. Zum Glück muss ich ja nur die Hälfte der Wahlzeit, also vier Stunden, aktiv wahlhelfen - vom Stimmenauszählen etc. mal abgesehen. Das bedeutet dann aber auch wieder, dass ich nur - rein rechnerisch jedenfalls - 20% der Wahlbeteiligten zu sehen bekäme. Eine zweite Lektüre wäre vielleicht angebracht.
Gleichzeitig hat die Zahl der Briefwähler von 1994 auf 1999 um drei Prozentpunkte zugelegt. Wenn auch dieser Trend anhält, schließe ich daraus, dass ich noch weniger wahlwillige Menschen zu sehen bekomme. Eventuell schreibe ich selber ein Buch, um mir die Zeit zu vertreiben. Anschließend kann ich dieses dann ja noch lesen, dann wird mir sicher nicht langweilig.
Wenn ich aber jetzt noch bedenke, dass die Wähler unter 35 Jahren im Jahr 1999 nur zu 34% teilgenommen haben - und sich das in diesem Jahr wohl nicht schlagartig ändert-, muss ich befürchten, dass ich vielleicht weder zum lesen noch zum schreiben komme... Alte Leute quaken gern. Und viel. Mit jedem, der sich nicht wehren kann. Und als Wahlhelfer kann man sich nicht wehren, man kann ja nicht einfach raus. Ist ja alles umzäunt, in so einem Wahllokal. Allein die Hoffnung, dass die Schicht der für mich interessanten Wähler, also die Frauen zwischen 21 und 25 Jahren, allesamt während meiner "Schicht" wählen gehen, lässt mich nicht verzweifeln. Allerdings waren die für sich genommen nur zu 31% beteiligt. Da besteht wohl nur wenig Hoffnung.
Viel wahrscheinlicher ist es doch, dass ich mich mit einer über 59-jährigen CDU-Wählerin (diese Wählergruppe gab der genannten Partei immerhin zu 55% die Stimme) darüber streite, ob die Wahlurne in Anbetracht des groben Papiers einen selbstgehäkelten Urnenschoner braucht oder nicht. Überhaupt sollte ich vielleicht statt lesen oder schreiben den über 60-jährigen erklären, dass es neben SPD und CDU noch diverses anderes Parteivolk gibt. Das erwähnte Wählersegment hat diesen beiden Parteien immerhin 88% der abgegebenen Stimmen geschenkt.
Allerdings muss man als Wahlhelfer immer schön unparteiisch bleiben. Da ist nicht viel mit Kundenservice in Bezug auf Beratung oder so, also doch besser die Klappe halten (soll die Urne doch einen Urnenschoner bekommen). Dann habe ich vielleicht auch ein bisschen Zeit, endlich mal wieder zu lesen. Krieg und Frieden zum Beispiel hat mich schon immer gereizt.
 

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