Der Alltag
Die Dritte
Fragmenter av en Fortid
Im Buero
In der Hitze der Nacht
Musik
Projekte
SPAM
Studium
Tondokumente
Ueberhaupt und ausserdem
ZAP
zu Hause ist...
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon

 

Ueberhaupt und ausserdem

Kann es eigentlich sein, dass auf Musiksendern nur noch Werbung für Klingeltöne und "Handy"logos läuft?!? Nicht nur, dass das scheißen-nervig ist, nein, ich verpasse auch noch, wenn eine Sendung, die ich sehen möchte (das kommt selten vor, aber es passiert), weiter läuft. Ich meine, "normale" Werbung kann ich noch ertragen, wenn ich dafür die gewünschte Sendung vollständig verfolgen kann. Aber die Rückkehr eines der wohl ältesten elektronischen Spielgenres - Stripkartenspiele diverser Ausprägungen - oder Britneys neuer Hit (in your face) als ätzender Klingelton kotzen mich an. Und ich will auch kein Sumo-Nilpferd, das auf meinem Display tanzt. Geht heim!

Flashback; wir sind zurück im Jahr 1992.
Wir sitzen im Matheunterricht. Nicht nur, dass ich wirklich nichts von dem verstehe, was der Lehrer vorne zu vermitteln versucht, es ist auch noch langweilig. Wir drehen den Taschenrechner um und schreiben Worte mit einem arg begrenzten Vokabular. Später, wenn der Lehrer völlig die Kontrolle verloren hat. telefonieren wir auch lauthals miteinander, indem wir den Taschenrechner ans Ohr halten. In unserer Phantasie ist der Rechenknecht zum mobilen Telefon geworden.

Zurück in der Gegenwart; 2004.
Wir sitzen in der Vorlesung Logistik I. Die Dozentin hat die Gruppe auch nicht ganz im Griff, es ist lauter als gewohnt. Im Gegensatz zu 1992 ist mir aber jedes Wort klar und verständlich. Außerdem habe ich mir das nötige mathematische Wissen inzwischen angeeignet. Einige schreiben in der Wortzahl arg begrenzte Nachrichten auf ihrem Mobiltelefon. Jemand telefoniert während der Vorlesung, er hat Notdienst/Hotline. Es kommt zu einer Rechenaufgabe. Einige sind nicht in der Lage, ihren Taschenrechner zu bedienen.

Da die Werbung hier auf meinem Blog (wie in den anderen werbefinanzierten sicher auch) immer so schön auf aussagekräftige Stichworte abgestimmt wird, will ich mal sehen, wie schnell das klappt. Ich hatte schon den 2000 Jahre alten Zottel mit den Sandalen sowie eine wasserbetriebene Maschine zum reinigen von Klamotten, die eine nervend lange Werbeperiode nach sich zogen. Was könnte ich denn jetzt gebrauchen... *überleg* ... hmmm...
Vielleicht ein Bügeleisen. Bügeleisen, Bügeleisen, Bügeleisen.

So, das müsste reichen. Jetzt heisst es abwarten.

... wer denkt, wählen sei sein demokratisches Recht. Wählen ist seine demokratische Pflicht. Und all die Nörgler, die da sagen "die Parteien haben eh alle kein/ein gleiches Programm" oder "ist doch egal ob ich wähle, meine Stimme entscheidet sowieso nicht" oder "ich hab' einfach keinen Bock zu wählen" oder "scheiß Europawahl, das geht mir auf den Sack", die können ja gerne in ein Land ohne Wahlen ziehen, ich werde sie nicht vermissen. Oder es werden wieder Stimmzettel nach dem Motiv JA und Nein angefertigt. Mal sehen, ob es ihnen das besser gefällt.

Fest steht, wir sind ein Volk von verzogenen, breitärschigen trüben Tassen - da schließe ich mich nicht aus.

Die grundlegenden Prinzipien der deutschen Wirtschaft - besser: deutscher Wirtschaftsunternehmen - scheinen folgende:
  1. Das haben wir noch nie so gemacht!
  2. Das war schon immer so!
  3. Da könnt' ja jeder kommen!
...und:

Jeder macht was er will, keiner macht was er soll und alle machen mit.

Schade eigentlich, dass SPD und Grüne die Wahl des Bundespräsidenten eigentlich schon vorher entschieden haben, indem sie ankündigten, es sei nun Zeit für eine Frau als Bundespräsidentin. Das kann schon sein, doch damit wirkt die Kandidatin Gesine Schwan ziemlich verloren. Es hat doch den Anschein, als ob sie nur Kandidatin wurde, weil sie eine Frau ist. Es sollte mich wundern, wenn es gleich nicht der Horst Köhler wird.

Ich halte beide für ordentliche Kandidaten und bin eigentlich froh, dass ich den Bundespräsidenten nicht direkt wählen muss.

Am 13. Juni ist dieses Jahr Europawahl. Mir wird mal wieder die zweifelhfate Ehre zuteil, als Wahlhelfer, namentlich als Schriftführer, aktiv dabei zu sein. Gar mittendrin statt nur dabei. Aber was heisst das, abgesehen vom ungesund frühen Aufstehen am Sonntag, für mich? Schauen wir doch einmal auf die letzte Europawahl (1999).

Die Wahlbeteiligung lag bei mageren 45,2 % - also nicht einmal jeder zweite Wahlberechtigte hatte es nötig, abzustimmen. Bedenkt man die weitere Eskalation der "mir-doch-egal-Haltung", so rechne ich mal optimistisch mit vielleicht 40% Wahlbeteiligung dieses Jahr. Es verspricht also nicht gerade ein stressiger Sonntag zu werden. Im Gegenteil, ich werde mir Krieg und Frieden als Lektüre für zwischendurch einpacken - und vielleicht noch ins Platt übersetzen. Zum Glück muss ich ja nur die Hälfte der Wahlzeit, also vier Stunden, aktiv wahlhelfen - vom Stimmenauszählen etc. mal abgesehen. Das bedeutet dann aber auch wieder, dass ich nur - rein rechnerisch jedenfalls - 20% der Wahlbeteiligten zu sehen bekäme. Eine zweite Lektüre wäre vielleicht angebracht.
Gleichzeitig hat die Zahl der Briefwähler von 1994 auf 1999 um drei Prozentpunkte zugelegt. Wenn auch dieser Trend anhält, schließe ich daraus, dass ich noch weniger wahlwillige Menschen zu sehen bekomme. Eventuell schreibe ich selber ein Buch, um mir die Zeit zu vertreiben. Anschließend kann ich dieses dann ja noch lesen, dann wird mir sicher nicht langweilig.
Wenn ich aber jetzt noch bedenke, dass die Wähler unter 35 Jahren im Jahr 1999 nur zu 34% teilgenommen haben - und sich das in diesem Jahr wohl nicht schlagartig ändert-, muss ich befürchten, dass ich vielleicht weder zum lesen noch zum schreiben komme... Alte Leute quaken gern. Und viel. Mit jedem, der sich nicht wehren kann. Und als Wahlhelfer kann man sich nicht wehren, man kann ja nicht einfach raus. Ist ja alles umzäunt, in so einem Wahllokal. Allein die Hoffnung, dass die Schicht der für mich interessanten Wähler, also die Frauen zwischen 21 und 25 Jahren, allesamt während meiner "Schicht" wählen gehen, lässt mich nicht verzweifeln. Allerdings waren die für sich genommen nur zu 31% beteiligt. Da besteht wohl nur wenig Hoffnung.
Viel wahrscheinlicher ist es doch, dass ich mich mit einer über 59-jährigen CDU-Wählerin (diese Wählergruppe gab der genannten Partei immerhin zu 55% die Stimme) darüber streite, ob die Wahlurne in Anbetracht des groben Papiers einen selbstgehäkelten Urnenschoner braucht oder nicht. Überhaupt sollte ich vielleicht statt lesen oder schreiben den über 60-jährigen erklären, dass es neben SPD und CDU noch diverses anderes Parteivolk gibt. Das erwähnte Wählersegment hat diesen beiden Parteien immerhin 88% der abgegebenen Stimmen geschenkt.
Allerdings muss man als Wahlhelfer immer schön unparteiisch bleiben. Da ist nicht viel mit Kundenservice in Bezug auf Beratung oder so, also doch besser die Klappe halten (soll die Urne doch einen Urnenschoner bekommen). Dann habe ich vielleicht auch ein bisschen Zeit, endlich mal wieder zu lesen. Krieg und Frieden zum Beispiel hat mich schon immer gereizt.

Heute, am 17. Mai, ist Welttelekommunikationstag. Ich habe mir schon ein kleines Mobile aus Disketten und Patchkabeln gebastelt. Als Höhepunkt will ich dem Bit-Gott eine ISA-Soundblaster 2.5 Deluxe opfern und anschließend meiner ISDN-Karte huldigen. Außerdem werde ich mit meinem Mobiltelefon eine flotte Dreierkonferenz einleiten. Morgen schließlich, sozusagen als krönender Abschluss, bekommt mein PC sein Frühstück ans Bett.

Die Spargelkaiserwerbung legt sich vor das Admin Menü (oben links). Das nervt ohne Ende.

In irgend so einer Sendung hat mal ein Internetyuppie (den ich vorher nie gesehen habe - und seitdem auch nie wieder) gesagt, "es gibt einfach keine Freaks mehr." Gemeint waren Cola-trinkende Menschen, die die ganze Nacht vor dem Rechner hocken. Ich trinke gerade zu viel Bier, esse dazu zu viel Schokolade, hocke in einem zu dunklen Raum zu lange vor dem Rechner, trage ein T-Shirt einer Band, die sich 1985 aufgelöst hat, trage vor allem kein Unterhemd, obwohl es hier total kalt ist und surfe vor mich hin, als ob es kein Morgen gäbe. Dazu schreibe ich in ein Weblog. Ist schon klar, Internetyuppie, leg dich wieder schlafen.

 

twoday.net AGB

xml version of this page

xml version of this topic

powered by Antville powered by Helma